Sonntag, 16. Juni 2013

Ingwer Bier und seine Geschichte

Über die Ingwerknolle habe ich ja letzte Woche schon ein paar Worte verloren.
Jetzt aber zum noch interessanteren Teil. Das Ingwer Bier. Diese Geschichte ist nicht ohne das Ginger Ale zu erzählen.

 Die gebräuchlichsten Ingwer Limonaden in Deutschlands Bars

Ingwer Bier (Ginger Beer)und Ginger Ale: 

Der heutige Unterschied zwischen GB und GA ist hart zu definieren. 
Allerdings war der Ursprung der Geschichte das GB. 
Entstanden in der Mitte des 18. Jahrhunderts war GB jedoch völlig anders als alles bekannte von heute. Es hatte teilweise bis zu 11% vol. und war sehr scharf und streng. GB wurde aus gepresstem oder geriebenem frischen Ingwer und Wasser mit Hefe vergoren.

Erst mit Beginn des 19. Jahrhunderts wurde Zucker, Melasse oder Honig zum Süssen und gefilterter Zitronensaft für die Balance hinzugegeben. Es wurde überwiegend in kleinen Mengen zu Hause oder in Pubs hergestellt, für den eigenen oder lokalen Bedarf. Der Transport mit Kutschen oder Schiffen war schwierig, da die Gärung ziemlich unkontrolliert verlief und abgefüllt in Flaschen häufig explodiert ist. Massive Stein- oder Keramikkrüge konnte man sich damals nicht immer leisten.

Gegen Mitte des 19. Jahrhunderts kam dann eine klare und wiederum sehr scharfe Variante auf, die mit Ingwerextrakt,Wasser, Zucker und Zitrone hergestellt wurde und von Anfang an alkoholfrei war. Das Ginger Ale. Allerdings mit deutlich weniger Charakter als GB. GA wurde auch nicht fermentiert wie GB. GA wurde hauptsächlich in England hergestellt und in die GB produzierenden Länder USA und Kanada exportiert.

In den 1850ern forderten zudem neue Gesetze in England, dass GB nur noch mit maximal 2% vol. hergestellt werden darf. Somit hatte sich das traditionelle GB für England schon einmal so gut wie erledigt. In USA blieb GB stets populärer, in Kanada konnte sich GA besser durchsetzen. In den USA wurde noch weiterhin "full strength Ginger Beer" gebraut, bis es allerdings durch die Prohibition von 1919 bis 1933 letztendlich völlig zum Erliegen kam. Softdrinks wie Coca Cola (bis zur Prohibition auch noch alkoholhaltig), Root Beer und karbonisiertes GA wurden populär. Das traditionelle GB geriet in Vergessenheit... 
Seit ein paar Jahren erfreut es sich in Deutschlands Barszene wieder großer Beliebtheit. Musste man früher noch im Afrika- oder Asia Shops Dosen kaufen, haben inzwischen kleine Start up Unternehmen wie Thomas Henry und Goldberg aber auch die großen Konzerne wie Krombacher(Schweppes) das Ingwer Bier für den Markt entdeckt.

Anzumerken bleibt, dass in Deutschland seit 2011 Ginger Beer nicht mehr unter diesem Namen verkauft werden darf. Dies verstößt gegen das deutsche Reinheitsgebot. Denn ...

... die Bezeichnung "Ginger Beer" für ein Getränk, das kein Bier enthält, kann irreführend sein, weil es soweit dies vom inländischen Durchschnittsverbraucher als Hinweis auf Bier(Bestandteile) verstanden wird. 
(Auszug aus dem Urteil).

Aus diesem Grund gibt es jetzt so tolle Wortkreationen wie Thomas Henry Spicy Ginger, Schweppes Ginger B. oder Goldberg´s Intense Ginger für ein und das selbe Getränk...

                                                          Goldberg Intense Ginger

Mehr über Ginger Beer und wie man es selbst herstellen kann bei Cocktails Old Fashioned
und Trinklaune.

Einen großen Ginger Beer  Vergleichstest wird es demnächst hier auch für euch geben...
Freut euch drauf.

Bis bald Olaf

4 Kommentare:

  1. Ich werde mich weiterhin über Ginger Bier informieren und bei Gelegenheit auch mal ausprobieren. Vielen Dank für den Tipp.

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  2. Hallo Volker,
    vielen Dank für Deinen Kommentar. Um Dir das Probieren zu erleichtern, haben wir mal 8 verschiedene Sortenh Ginger Beer getestet und bewertet. In den nächsten zwei Wochen kannst du hier lesen, wie dieses Tasting ausgegangen ist.
    Gruß Olaf

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  3. Hallo Olaf,

    toller Post, ich selber mache mir ingwer beer lieber selber als es zu kaufen, denn viele haben nicht wirklich einen ingwer geschmack, schmecken grausig oder sind nur zu scharf. ich halte mich da an einer rezeptur die dem original mit 11% Vol. ähnelt. Bei der Herstellung muss man aber ganz klar zwei herstellungsmethoden unterscheiden.

    Es gibt zwei Möglichkeiten zur Karbonisierung des Inger Beer´s:

    - Flaschengärung
    - Karbonisieren mit einen Soda Stream bzw. Soda Siphon

    Auch wenn das anreichern des Drinks mit Kohlensäure mit einem Soda Stream sehr einfach und schnell geht „praktisch a la Minute“ empfehle ich aus Geschmacksgründen die langsamere Methode des Flaschengärens.

    Hierzu benötigen wir folgende Materialien:

    Das erste was man zum brauen von Inger Beer brauch sind kleine 200 ml Portionsflaschen die man mit einem Kronkorken verschließen kann.

    Anschließend benötigen Sie Wein- oder Champagner Hefe am besten ist hier IOC-Champagner-Hefe, sie bietet eine Vielzahl von Einsatzmöglichkeiten und ist vor allem für die Flaschenvergärung geeignet. Die Hervorragenden Kaltgäreigenschaften erlauben uns eine kontrollierte Gärführung zwischen 14 - 18 °C.

    Herstellung von Ingwersaft
    Um Ingwersaft herzustellen kann man die Ingwerknolle entweder mit einen Automatischen Entsafter auspressen oder aber man zerreibt den Ingwer mit einer Microplan Reibe, gibt den Ingwer dann in ein Gazestofftusch welches als Filter fungiert und legt es dann in eine Handsaftpresse und presst den Saft aus. Ich gebe es ja zu, dies ist eine sehr schweißtreibende Arbeit und die Menge an Saft pro Pressdurchgang ist die Mühe nicht wert, außer man brauch frischen Ingwersaft „a la Minute“ für einen Cocktail.

    Egal welche Methode Ihr anwendet um an den kostbaren Saft zu gelangen, wichtig ist noch zu wissen, das frischer Ingwer eine sehr kurze Lebensdauer hat und das beim Pressen darauf geachtet wird, das der Saft frei von Ingwerstücken ist.

    Flaschengärung
    Für die Flaschengärung werden 200 ml der Ingwerbasisflüssigkeit in eine Portionsflasche gegeben und mit 10 Champagner Hefepalets befühlt. Anschließend wird die Flasche verkorkt und kann geschüttelt werden. Das schütteln dient zur besseren Mischung. Nun wird das Ingwer Beer für min. 48 Stunden an einem warmen und Lichtgeschützten Ort gelagert. Um den Prozess der Fermentation zu stoppen, werden die Portionsflaschen nach den 48 Stunden in einem Kühlschrank gestellt.




    Rezeptur für Flaschengärung von 1,0 Liter Ingwer Beer

    5cl frischen Ingwer-Saft
    15cl frischer Zitronensaft
    20cl Riemerschmid Rohrzuckersirup
    60cl lauwarmes Wasser
    50 Hefepalets (10 je 200ml Portionsflasche)


    Karbonisieren
    Bei der Verwendung eines Soda Makers werden die Zutaten in den vorgesehenen Behälter geschüttet und dann nach Gebrauchsanweisung des Gerätes mit CO2 begast. Anschließend wird das Ingwerbeer noch in Portionsflaschen abgefüllt und bis zur Verwendung im Kühlschrank aufbewahrt.

    Da Hier auf die Verwendung von Hefe verzichtet wird um eine alkoholische Gärung zu erreichen, empfiehlt es sich die Ingwerbasisflüssigkeit mit einem neutralen Alkohol zu versetzen.

    Tipp
    Um möglichst viel Kohlensäure im Drink zu haben, sollten folgende Punkte beachtet werden:

    - Soda Maker sollte nach Gebrauchsanweisung verwendet werden.
    - Ingwerbasis sollte möglichst kalt sein, dann hält sich das CO2 länger.
    - Zum umfüllen in Portionsflaschen, sollte man einen Lebensmittelechten Schlauch, der etwa die Länge der Flasche hat mit einem Trichter verbinden und dann die karbonisierte Ingwer Limonade vorsichtig in die Flaschen umfüllen und verschließen.

    Rezeptur für das Karbonisieren von 1,0 Liter Ingwer Beer 11% Vol.

    5cl frischen Ingwer-Saft
    15cl frischer Zitronensaft
    20cl Riemerschmid Rohrzuckersirup
    60cl lauwarmes Wasser
    27cl Vodka 50% Vol.

    Cheers

    Nick


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  4. Hallo Nick,
    wow, was für eine geile Antwort. So stelle ich mir das vor.
    Tausend Dank. Ich hoffe die Leser des Bartender Labors probieren dein Rezept aus.
    Gruß Olaf

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