Farblos, geruchlos, und fast geschmacklos. Aus dem slawischen übersetzt bedeutet es "Wässerchen". Hergestellt wird dieses Wässerchen in Trinkstärken zwischen 37,5 und 50 Vol. %. Das Getränk der Zaren, seit dem Ende des 14. Jahrhunderts in Russland und Polen aus Getreide oder Kartoffeln produziert, sind die modernen Brennereien von heute in einem Dilemma. Wie bringe ich ein wesentlich geschmacksneutrales Produkt an die rastlose Generation von heute, die alles kaufen kann und schon fast alles gesehen und auch getrunken hat?
Aber von vorn...
Wodka als Designerware. Außen hui und innen...?
Das Wodkabashing ist bei vielen Bartendern zur Zeit sehr beliebt und sei nicht nachvollziehbar. Denn "Vodka pays the bills" und Millionen Russen und Polen können sich ja nicht irren. Warum dass den nicht? Weil sie schon über Jahrhunderte hinweg, literweise Wodka in sich hineinschütten? Ich aber sage ja, sie können sich irren. Was hatten sie denn auch für eine andere Wahl? Seien wir mal ehrlich worum geht es in erster Linie beim Trinken von Wodka? Ich unterstelle einfach mal, dass es nur darum geht sich zu besaufen. Ich glaube um Genuss ging und geht es bei den wenigsten.
Gerade mit dem Auftauchen der Energydrinks in den 90 ern erlebte der Wodka bis heute wieder einen großen Boom. Denn der quitschige Geschmack der Powebrause durfte auf gar keinen Fall verfälscht werden. Trotzdem sollte es so richtig in der Birne knallen.
Sicherlich gibt es viele versierte Bartender, die selbst aus dieser Spirituose einen tollen Drink zaubern können, aber ehrlich gesagt gehöre ich nicht zu den Menschen, die sich in einer Bar einen Wodka Drink bestellen. Ich ziehe einen Red Snapper einer Bloddy Mary immer vor. Auch einen London Buck wird immer eher meine Wahl sein, bevor ich einen Moscow Mule bestelle.
Tatsächlich ist es für mich schon ein Wunder, wie das Phänomen Wodka so populär werden konnte. Ich führe es u. a. auf die einfache Herstellung und der damit verbundenen Gewinnmarge der Konzerne zurück. Und so konnte auch mehr Geld in die Werbung und andere Dinge gesteckt werden.
Gefunden im Feinschmecker Magazin 03/15 |
Aber auch für mich gibt es eine Ausnahme von der Regel. Ich persönlich besitze von ca. 100 Flaschen Alkohol, nur zwei Wodkas.
Siwucha(ein Faßgelagerter Wodka aus Polen) und Zubrowka(Bisongras) aus Polen, der in Deutschland eher unter dem Namen Grasovka bekannt ist.
Und schon sind wir beim Thema. Wie bekommt man es hin, ein totlangweiliges Destillat, wie Wodka halbwegs interessant zu gestalten? Da gibt es für mich drei Säulen auf denen die Wodkaindustrie steht.
Wodka mit Geschmack versetzten:
Ich glaube der Zubrovka war der erste flavoured Wodka den es gab. Einfaches Bisongras in eine Flasche und schon hat dieser Wodka eine leichte Gras/Waldmeisternote. Find ich gut, weil irgendwie Authentisch. Dagegen hält u. a. die schwedische Firma Absolut mit fruchtigen Geschmäckern.
Das Hinzufügen von Aromen ist keine neue Idee. Durch die damals herschenden rohen Produktionsmethoden (einige Wodkas wurden durch Sand oder Filz gefiltert) entstanden Fehlgeschmäcker und Fuselalkohole. Um diese zu überspielen, wurde durch den Zusatz von Früchten, Kräutern oder Gewürzen wie Eicheln, Kirschen oder gar Meerrettich, von den groben Geschmacksfehlern abgelenkt. Aber im 21 Jahrhundert ist technisch alles möglich.
Noch am 01.April wurde ein Bild der Fa. Absolut vermutlich als Aprilscherz auf Facebook gepostet. Darauf zu sehen war eine Flasche Absolut Speck.
Vermutlich weiß diese Weltfirma nicht, dass ihr Scherz schon längst überholt - und seit Jahren bereits Realität ist. Der BAKON Vodka liegt zur Zeit sogar voll im Trend. Ein Jackpot für alle Veganer, denn das eigentliche Aroma wird nicht von echtem Speck abgeleitet. Wie das im Einzelnen passiert, möchte ich ehrlich gesagt auch gar nicht so genau wissen...
Beim Geschmack sind also keine Grenzen gesetzt. Erlaubt ist was gefällt.
Das Flaschendesign:
Bei seiner Einführung im Jahr 1979 positionierte sich Absolut visuell als künstlerisches Unterfangen mit der Werbekampagne "Absolut (die Lücke ausfüllen)", um das Image des Produkts mit kreativen Interpretation zu verbinden. Hier haben die Schweden ganze Arbeit geleistet. Die puristische Flaschenform hat sich in den Köpfen der Menschen fest verankert. Ein genialer Schachzug. Wenn man diese nun auch noch in verschiedenen Farben, Editionen und Geschmacksrichtungen herausbringt, appeliert man an einen der niedersten Instinke im Menschen. Dem Sammeltrieb. Das bedeutet Umsatz. Den erreicht auch Kaufmann Wodka mit eine total spacigen Flaschenform. Und die Totenschädelflasche von Crystal Head nicht zu vergessen....
Die Legende:
Eine spannende Geschichte um diese Spirituose herum erfinden, um sie begehrenswerter zu machen als die anderen, macht den gemeinen Werbestrategen bestimmt ganz besonders viel Spaß. 6 und 7 Mal zu Tode destilliert, um die besondere Reinheit zu unterstreichen.
Milchgereinigt oder sogar Diamantgefiltert sind sie. Wow. Wodka aus Weintrauben. Limited Edition Wodka etc. Diese Liste könnte ich beliebig fortsetzen, denn den Marketingleuten fällt immer etwas neues ein.
Und wenn gar nichts mehr hilft, dann eine Deklarierung ihres Produktes wie Premium oder gar Ultra Premium, um es noch besonderer zu machen als es ja eigentlich sowieso schon ist.
Aber über dieses Phänomen habe ich bereits vor einiger Zeit schon geschrieben. Hier nachzulesen.
Fazit:
Es wird immer Menschen geben, die Wodka lieben und auch 50 Euro für eine Flasche Ethylalkohol zahlen. Ich für mein Teil halte diese Spirituose für überflüssig, da ich keine geschmacksneutrale Spitituose benötige, um mir einen Drink zu machen.
Und Pur getrunken, ist Wodka für mich einfach kein Genuss.
Und darum geht es mir einzig und allein. Um den Genuss...
Wie sagte Jared Brown so schön auf die Frage, welcher denn nun sein Lieblingswodka mit Flavour ist?
GIN!
Bis bald Olaf
Moin Olaf!
AntwortenLöschenDein Artikel hat mir sehr gut gefallen. Ich verstehe auch nicht, was im Moment alle mit Wodka haben. Der Erklärung zum Erfolg der Spirituose kann ich folgen und zustimmen. Nach nichts zu schmecken ist das einzige, was Wodka besser kann als alle anderen. Ist das ein Mehrwert? Für mich ebenfalls nicht.
Mit besten Grüßen,
Flo
Hallo Olaf,
AntwortenLöschengrundsätzlich kann ich deiner Argumentation folgen und die von dir beschriebenen "drei Säulen" sehe ich genauso kritisch wie du. Die Effekthascherei und das sinnlose Geschwätz vieler Marken ist nicht nur nervig sondern auch total unglaubwürdig. Solange leichtgläubige Menschen diamantgefilterte Spirituosen kaufen, wird es aber immer komische Ideen und Pseudomarketing getriebene Produkte geben.
Nun fertige ich meinen eigenen Wodka und finde deine pauschale Verurteilung etwas voreilig. Denn es gibt durchaus ordentliche Produkte die mehr sind als "nur" neutraler Ethylalkohol. Denn Wodka kann und darf durchaus Geschmack und Charakter haben. Leider gibt es aber nicht mehr viele Hersteller die einen ordentlichen Wodka in allen Schritten selbst herstellen. Also maischen, vergären, brennen, herabsetzen. Denn die meisten Hersteller kaufen entweder Rohalkohol oder direkt fertigen Neutralsprit landwirtschaftlichen Ursprungs.
Ich glaube, dass in Zukunft insbesondere die Barkeeper immer stärker gefordert sind, jede einzelne Spirituose kritischer zu hinterfragen. Denn so wie die Neutralität im Wodkasegment, ist vielleicht die Anzahl der Botanicals in einem Gin kein relevanter Maßstab für die Qualität der jeweiligen Spirituose.
Ich glaube daran, dass ein Hersteller der mit Leib, Herz und Seele am Werk ist und alle Schritte der Produktion hinterfragt und nach eigener Überzeugung optimal umsetzt, herausragende Spirituosen fertigen kann. Und mit großer Wahrscheinlichkeit sind diese dann auch besser als der marktübliche Einheitsbrei. Das gilt auch für Wodka.
Vielleicht solltest du mal darüber nachdenken, dein Wodkaportfolio um die ein oder andere interessante Entdeckung zu erweitern. ;-)
Grüße
Florian Renschin // FREIMUT Wodka
@Flo
AntwortenLöschenVielen Dank, dass Dir mein Artikel gefällt. Er ist bewusst sehr provokannt verfasst, um eine lebhafte Diskussion anzuregen. Dies ist mir teilweise gelungen. Aber schau doch mal auf den Blog www.trinklaune.de hier haben Markenbotschafter und andere Verantwortliche Ihre Sicht der Dinge in Sachen Wodka geschildert. Sehr spannend un auch sehr interessant.
@ Florian Renschin
Ich finde es toll, dass Du Dich hier stellst und klar Stellung beziehst. Außerdem, mag ich es, wenn jemand sein Produkt macht und auch dahinter steht. Deswegen kannst du das hier auch für dich wohl nicht so stehen lassen. Gut so. Ich meine in meinem Artikel auch nicht so jemanden wie Dich sondern eher die Global Player. Keiner von denen hat sich zu meinem Bericht eingelassen. Jedoch haben sie sich im Trinklaune Blog sehr ausführlich(zugegeben durch die Bank weg klasse geschrieben) über ihr Produkt natürlich nur positiv ausgelassen.
Die Barkeeper sind in der Tat gefordert.
Ich habe in der Tat viel Gutes über Freimut Wodka gehört und werde ihn probieren. Wenn er mir gefällt, dann schafft er es vielleicht sogar als dritter Wodka in meine eigene Hausbar.
LG Olaf
Hallo Olaf,
AntwortenLöschenvielen Dank für deine Rückmeldung. Die "Global Player" wissen wahrscheinlich sehr genau warum sie sich nicht zu Wort melden - in den meisten Fällen ist Wodka nämlich genau so wie du ihn beschrieben hast. Das es auch anders geht und das es durchaus auch guten Wodka jenseits des neutralen Industriesprits gibt, haben viele leider noch nicht erfahren dürfen. Bin sehr gespannt, wann die Bars hierzulande anfangen über ihr Wodkaportfolio nachzudenken.
Als kleinen Anstoß hat mir die Initiative von Trinklaune gefallen, insbesondere deren Herangehensweise, dass Thema mal aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Solltest du mal die Gelegenheit haben meinen Wodka zu probieren, würde ich mich sehr über ein Rückmeldung freuen.
Grüße Florian