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Übersichtskarte Frankreich mit Champagne |
Man könnte meinen, Sekt oder Champagner seien so ziemlich dasselbe: Weißwein oder Rosé, der mit Kohlensäure versetzt ist. Nur dass der Champagner sehr sehr viel teurer ist. "Ist doch ganz normal", sagen die Franzosen. Ungläubiges Kopfschütteln bei den deutschen. Sicher, handgepflückte Trauben, genau vorgeschriebener Abstand zwischen den Rebstöcken, und natürlich die famose "Champagnermethode" , ist das eine. Damit der Wein aber sprudelt, muss er gar zweimal gären. Das erste Mal gärt er in einem geschlossenen Tank oder in einem Fass. Wenn er zur zweiten Gärung nicht in ein Fass kommt, sondern in Flaschen gefüllt wird, dann ist das die berühmte "méthode champenoise". Sie ist unter anderem durch das aufwendige Handrütteln der einzelnen Flaschen arbeitsintensiver und deshalb teurer.
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Die Champagne im Detail |
"Wie ungerecht", sagen die Deutschen. Denn in der Geschichte des Champagners haben die Deutschen nämlich eine wichtige Rolle gespielt! Und das spiegelt sich in den Etiketten großer französischer Champagnerhäuser wider. Ob nun Heidsieck, Koch, Taittinger, Mumm, Roederer, Bollinger, Deutz, Krug oder Piper.
Bei einigen patriotischen Franzosen verursachen diese edlen Champagnernamen vermutlich auch heute noch juckenden Hautausschlag. Wo unsere geliebten Nachbarn im Westen doch schon zur Genüge darunter leiden müssen, dass der Turmbauer zu Paris Eiffel hieß (ja, ursprünglich sogar Bönickhausen!).

Wie kann das sein? Das alles kam so: Zum Ende des 18. und zum Beginn des 19. Jahrhunderts wanderten junge Männer aus dem Rheinland (Deutz, Krug, Mumm) und aus Württemberg (Bollinger), selbst aus Westfalen (Heidsieck) und Preussen (Piper) in die Champagne, nach Reims und Epernay aus, um als Kaufleute und Kellermeister dort Karriere zu machen.
Manche brachten ihr Vermögen mit, manche nur ihr Talent. Vor allem aber brachten alle ihren Geschäftssinn und ihre Fremdsprachenkenntnisse mit. Denn an diesen unerlässlichen Eigenschaften, die man braucht, um den Mächtigen dieser Welt das Luxusgetränk zu verkaufen, mangelte es den Franzosen damals leider. Die sprachgewandten deutschen Kaufleute kamen wie gerufen. Bald arbeitete in praktisch jedem Champagnerhaus ein Deutscher, so dass Robert Tomes, der amerikanische Konsul in Reims, 1867 einst schreibt:
"Es gibt hier tatsächlich kein einziges Champagnerhaus mehr, das nicht mehr oder weniger von einem Deutschen geleitet wird. Und wenn sich zufälligerweise doch ein Franzose an der Spitze befindet, hat er bestimmt einen Deutschen Partner. Ein Haus wurde von einem Franzosen geführt. Während meines Aufenthaltes ging es bankrott und alle waren sich einig, es habe daran gelegen, dass ihm ein Deutscher fehlte."
Florenz-Ludwig Heidsieck gründete als erster 1777 in Reims das Champagnerhaus Heidsieck.
Es folgten die drei Brüder Mumm, Johann-Joseph Krug, Joseph Jacob Bollinger, Johann Carl Philipp Koch, William Deutz, usw. Wenn sie nicht ihre eigene Marke gründeten, heirateten sie oft die jeweiligen Töchter eines bestehenden Champagnerhauses, übernahmen dessen Leitung, französisierten ihren Namen, nahmen die französische Staatsbürgerschaft an und starben als ehrenvolle Franzosen. Aus Johann Karl Philipp Koch wurde kurzerhand Jean Charles Philippe Koch. Heute klingen ihre Namen nach französischer Lebensart und Luxus, und kaum einer erinnert sich noch an ihre deutsche Abstammung.
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Kessler damals ... |
Es lohnt sich also auch mal den kleinen deutschen Bruder(Winzersekt) des Champagners zu probieren.
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... und Kessler heute |
Bis bald Olaf Bildquellen:
Trinklaune.de, freewebs.com, museum der alltagskultur.de, map-france.com
Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.
AntwortenLöschenDanke sehr! es ist sehr interessant und unterhaltsam geschrieben.
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